Mit dem Fahrrad in den Urlaub

Mit dem Fahrrad in den Urlaub

7. August 2020 2 Von mamalangsam

Drei Kinder, zwei Erwachsene, ein E-Lastenrad (mit drei Sitzen für Kinder), ein E-Fahrrad mit Nachläufer fürs große Kind, vier Fahrradtaschen und eine Woche Urlaub 50 km entfernt von unserem Zuhause. Das sind die Vorraussetzungen. Das wir mal alle „raus“ wollen, einen Tapetenwechsel nach Monaten zu Hause, ist uns klar. Mal geistig auftanken, einen neuen Blick auf unser Leben bekommen, das ist für uns essenziell. Wenn wir erstmal raus aus allem sind, sehen wir einfach vieles klarer und können uns besser ausrichten, als wenn wir immer im selben Trott leben. Das brauchen wir jedes Jahr, eine Woche reicht, nicht weit weg. Das machen wir auch sonst so, nicht nur wegen Corona so kurz, so nah. Letztes Mal fuhren wir mit dem Zug. Dieses mal fühlt es sich selbstverständlich an, dass wir mit dem Fahrrad fahren, da wir im Alltag kaum mehr öffentliche Verkehrsmittel nutzen.

Schaffen wir 50 km mit Fahrrad und Kindern?

Ohne elektrische Unterstützung der Fahrräder wäre das so für uns nicht möglich gewesen. Zumal es auf unserem Weg einige Berg- und Talfahrten gab. Deshalb waren wir uns vorher aber auch nicht sicher, ob der Akku bis zu unserem Ziel reichen wird. Bei einer Testfahrt von 2 x 25 km reichte dieser nämlich nicht, sodass es am Ende ziemlich anstrengend wurde. So organisierten wir uns auf der Hinfahrt ein nettes Restaurant, welches ungefähr auf der Mitte der Strecke lag, indem wir den Akku aufladen konnten, was auch hervorragend klappte. Schon am Hinweg erfuhren wir allerdings, dass das Lokal zum Zeitpunkt der Rückreise geschlossen hat und auch sonst tat sich keine gute Alternative zum Aufladen des Akkus auf. Also blieb uns nichts anderes übrig, als beim Rückweg ohne Aufladen durchzufahren. Das bedeutete, dass derjenige auf dem E-Bike mit Nachläufer nur mit geringer Unterstützung fahren konnte. Das große Kind tretete zwar schon mit, aber letztendlich mussten wir das Gewicht mitziehen. Das Lastenrad hatte genug Akku. Wir fuhren deshalb sehr viel langsamer und Knieprobleme kamen hinzu, aber wir schafften es tatsächlich nach vier Stunden und ein paar Pausen zu Hause anzukommen. Mit 9% Akku auf dem Fahrrad.

Was packen wir ein?

Wir hatten vier Fahrradtaschen zur Verfügung. Rucksäcke auf dem Rücken wollten wir nicht, da das beim Fahren eher stört. Ins Lastenrad passte allerdings noch ein kleiner Rucksack mit Proviant für die Fahrt, da nur zwei Kinder darin sitzten und das große Kind auf dem Nachläufer beim anderen Fahrrad. Mit dem Packen kamen wir super hin, Kleidung gab es nur für drei Tage, da wir am Zielort einmal waschen konnten. Regen war nicht angesagt, also brauchten wir auch da keine Extrakleidung. Und tatsächlich war es auch dieses mal so, dass wir wieder einiges unbenutzt nach Hause brachten: die langen Hosen, das Buch (die Hoffnung stirbt zuletzt ;)), die Schwimmflügel für den Kleinsten, ein Tshirt, ein Rock (auf einer Radreise…), Seife (es hätte auch eine für alle gereicht…), zuviele Pixiebücher für die Kinder (Geschichten kann man sich auch gut ausdenken), Picknickdecke, drei Badehandtücher, eins hätte auch gereicht. Nur mal so ein Einblick….Das Witzige war, egal wen wir auf der Reise trafen, alle wunderten sich über unser weniges Gepäck und nicht über die herausfordernde Strecke ;).

Auf dem Weg

Die Strecke war manchmal nicht so einfach zu fahren. Wir versuchten Autostraßen zu meiden, was nicht immer gelang. Es war schon etwas beängstigend von rasenden Autos und Motorrädern überholt zu werden. Diese kamen uns manchmal viel zu nah, obwohl wir die Kinder relativ ungeschützt hinten drauf hatten. Wütendes Hinterherrufen und Gestikulieren wechselten sich mit Stoßgebeten ab. Die Krönung war, wenn wir angehupt wurden, weil wir einfach nur mit dem Rad auf der „Auto“-Strasse fuhren. Die Alternative dazu waren teils schmale Waldwege oder holprige Schotterwege, die uns sogar einige wenige Male zum Schieben brachten. Gott sei Dank sind wir unbeschadet durchgekommen. Manche Wege waren aber sehr schön und dann konnten wir die schöne Landschaft geniessen. Das Gefühl selbstständig unterwegs zu sein, mit allem was wir brauchten, den Fahrtwind zu spüren, körperlich aktiv zu sein und die ganze Familie beisammen, ist ein wunderschönes Gefühl. Wir fühlten uns frei. Wir begegneten Rehen im Wald, fuhren über Felder, an denen die Traktoren das Heu einbrachten, hielten an, wo es uns gefällt, picknickten mitten im Wald und aßen frischgepflückte Beeren zum Nachtisch. Sobald wir in eine Ortschaft fuhren, bekamen wir meist ein erstauntes, aber herzliches Lächeln.

Fazit

Für dieses Jahr war es genau das Richtige für uns mit dem Fahrrad in den Urlaub zu fahren. Die Kinder hatten ein gutes Alter (und Gewicht), um dabei mitzumachen. Und für uns ist es definitiv viel schöner, als mit dem Auto oder Flugzeug nach irgendwohin zu fahren oder fliegen, auch wenn das Ziel vielleicht etwas spektakulärer sein mag. Aber es reicht aus. Der Urlaub hat seinen Zweck und unsere Erwartungen erfüllt. Mehr brauchen wir nicht. Im Moment.